Der Tuberöse Sklerose Complex (TSC) ist eine seltene, genetisch bedingte Multisystemerkrankung, die durch die Bildung von gutartigen Tumoren (Hamartomen) in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist. Betroffen sind am häufigsten Gehirn, Haut, Nieren, Herz, Lunge und Augen. Die Erkrankung ist hochvariabel – sowohl hinsichtlich der betroffenen Organe als auch im Schweregrad der Symptome.
TSC wird durch Mutationen in den Genen TSC1 oder TSC2 ausgelöst. Dadurch ist die Funktion dieser sogenannten Tumorsuppressorgene gestört, es kommt zu einer Überaktivierung des mTOR-Signalwegs und damit zu unkontrolliertem Zellwachstum und Tumorbildung. Die Mutationen treten in der Regel spontan auf, können aber auch autosomal-dominant von Eltern an ihre Kinder vererbt werden.
| Haut | TSC zählt zu den neurokutanen Syndromen. Als typische Hauterscheinungen können dabei folgende Veränderungen auftreten:
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| ZNS | Die Veränderungen des zentralen Nervensystems (ZNS) betreffen das Gehirn und die Verhaltensweisen der Betroffenen.
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| Augen | Auftreten von retinalen Hamartomen. | ||
| Herz | Rhabdomyome am Herzen treten meist schon im Säuglingsalter auf oder geben sogar schon vor der Geburt in Ultraschalluntersuchungen einen ersten Hinweis auf die Krankheit. Oft bilden sie sich spontan zurück. | ||
| Lunge | Vor allem bei erwachsenen Frauen kann hier eine Lymphangioleiomyomatose (LAM) vorkommen und zu Atemnot und Einschränkungen der Lungenfunktion führen. | ||
| Nieren | Die häufigste TSC-assoziierte Nierenerkrankung umfasst drei Hauptphänotypen: Angiomyolipome (AML), zystische Erkrankung und selten Nierenzellkarzinom (NCC). Diese Phänotypen schließen sich nicht gegenseitig aus und Patienten haben oft eine Kombination aus Angiomyolipomen und Zysten oder allen drei Phänotypen. Eine TSC-assoziierte Nierenerkrankung kann zu Komplikationen und einer Verschlechterung der Nierenfunktion führen. |
Die Diagnose beruht auf der Abklärung typischer klinischer Befunde und dem Nachweis einer Mutation in TSC1 oder TSC2. Neben der klinischen und genetischen Untersuchung kommen auch bildgebende Verfahren (Ultraschall, MRT, CT) oder die Messung der elektrischen Hirnströme (EEG) zum Einsatz, um die Beteiligung der verschiedenen Organe zu erfassen. Die TAND-Checkliste unterstützt das frühzeitige Erkennen neuropsychiatrischer Störungen.
Es existieren internationale, regelmäßig aktualisierte Diagnosekriterien.
Eine ursächliche Heilung ist bislang nicht möglich. Zu den medikamentösen Therapieoptionen gehören Antikonvulsiva zur Behandlung epileptischer Anfälle oder mTOR-Hemmer (Everolimus, Sirolimus), um das Wachstum von Tumoren beispielsweise im Gehirn oder in den Nieren einzudämmen.
Darüber hinaus erfordert eine symptomorientierte Behandlung häufig eine multidisziplinäre Betreuung, wobei die psychologische und soziale Unterstützung bei neuropsychiatrischen Erkrankungen nicht vernachlässigt werden sollte. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unerlässlich, um Komplikationen möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Die Prognose hängt von der Schwere und dem Ausmaß der Organbeteiligung ab. Mögliche schwerwiegende Komplikationen sind: Status epilepticus, Riesenzellastrozytom, Blutungen von Angiomyolipomen, Bluthochdruck oder Nierenversagen. Kardiale Rhabdomyome bilden sich in der Regel von selbst zurück.
TSC ist eine lebenslange, chronische Erkrankung, deren Management durch moderne Therapiekonzepte und interdisziplinäre Betreuung deutlich verbessert werden konnte.